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Kapitel 5,Roman
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Kapitel 5, Part 1
Die Zeit schien plötzlich still zu stehen, als der riesige Wolf durch die Luft segelte und sich dem jungen Adepten näherte. Erinnerungsfetzen der letzten Tage rotierten durch sein Gedächtnis und all die Hoffnungen, die seine Brüder in ihn gesetzt hatten. Er war der Auserwählte, der Botschafter des Ordens. Er war gesegnet, von niemand anderem als Schabanach selbst, ein Heiliger auf heidnischem Boden. Seine Reise begann mit solch guten Vorzeichen, doch schien das Ende früher zu kommen, wie gedacht.
Viel zu früh. Ich habe noch nicht einmal diesen endlosen Wald hier verlassen. Da darf ich als einziger meines Ordens das Kloster verlassen und in die Welt hinaus wandern und alles was ich sehe sind die Bäume, die ich auch schon von der Mauer aus gesehen habe. Oh Schicksal, was spielst du nur so böse Streiche mit mir?
Der Aufprall geschah mit einer unglaublichen Wucht – fast wie als wäre er mit voller Geschwindigkeit mit einer stabilen Mauer kollidiert. Das Gewicht des Wolfes riss ihn brutal von den Beinen und ließ seinem Gleichgewicht keine Chance. Sein Rücken, der sich ihn voller Erwartung für den Aufschlag verkrampft hatte, klappte zurück wie ein Streichholz und ihm wurde jegliche Luft aus den Lungen gepresst. Sein Brustkorb brannte wie Feuer, dort wo ihn die vorgestreckten Tatzen des Tieres mit ungebremster Kraft getroffen hatten, aber er durfte trotz allem sich keinen Moment der Schwäche leisten. Der große Kopf des Raubtieres schnappte noch im Fallen nach dem jungen Mönch und versuchte ihm den Hals aufzureißen. Mit den letzten Kraftreserven drückte der Mensch dem Tier den angewinkelten Ellenbogen gegen die Kehle, um die Schnappangriffe möglichst weit vom Gesicht wegzuhalten.
Der Fall nach hinten beförderte die Beiden direkt in einen Dornenbusch, wo der Kampf um das Überleben weiterging. Das Gestrüpp schnitt durch die Kleider von Karas, riss Wunden in die Haut darunter und ließ Blut aus den Öffnungen austreten. Dem Wolf erging es schlimmer: Die rasende Wut und die ruckartigen Bewegungen verursachten tiefe Verletzungen, welche das Fell langsam mit roter Farbe vollsaugen ließ. Das Tier schien von den Schmerzen allerdings nur angestachelt zu werden und der Hunger wich dem vollkommenen Wahnsinn. Karas schrie voller Todesangst und schleuderte seinem Widersacher Schimpfwörter entgegen, die er im Kloster niemals hätte verwenden dürfen. Die Welt um sie herum verschwamm um sie herum und alles was zählte, war der Kampf um das Überleben oder eben der animalische Trieb nach Fleisch.
Mit seinen Füßen schaffte es sich Karas für einen Augenblick ein bisschen Platz zu verschaffen und robbte mit beiden Armen nach hinten, um sich aus dem Dornenbusch zu befreien. Der Wolf zuckte bellend um sich und versuchte seinem Opfer zu folgen, doch ihm fiel die Befreiung wesentlich schwieriger. Die Stacheln bohrten sich mit jeder schnellen Bewegung weiter in das Fleisch des Tieres hinein und bohrten neue Furchen in das Fell.
Mit einem letzten Kraftakt riss sich der Mensch aus dem Gestrüpp los und krabbelte nach hinten, den Blick immer auf seinen Angreifer gerichtet.
JA! Ich hab’s geschafft. Und jetzt…nichts wie weg von hier.
Der Moment kurzer Freude hielt nicht lange, als sich der Wolf mit voller Verzweiflung aus seinem natürlichen Gefängnis befreite und seine Beute wieder anfiel. Beide purzelten nach hinten…doch dort war nichts, außer ein steiler Abhang nach unten.
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