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Kapitel 4,Roman
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Kapitel 4, Part 1
Eine Wiese erstreckte sich vor ihm und ging in ein paar
Hundert in den dicht bewachsenen Wald über. Die Grashalme hatten eine saftig grüne
Farben und bewegten sich sanft im Wind hin und her. Vogelgezwitscher
schallte von den Bäumen zu ihm herüber. Die gleichen Vögel, die er
Jahre lang nur vom Kloster aus hören konnte, waren ihm nun plötzlich
ganz nah und mit jedem weiteren Schritt reduzierte er die Distanz.
Seine Stiefel sanken tief in den weichen Untergrund und zerdrückten
dabei Halme, die zuvor noch niemals Bekanntschaft mit Menschen
gemacht hatten und dort jahrelang friedlich vor sich hin gewachsen
waren. Er ging vorsichtig in die Hocke und strich mit den Unterseiten
seiner Hände über das Grün. Die Spitzen der Halme kitzelten an
seiner Haut und Karas konnte sich ein breites Grinsen nicht
verkneifen. Natürlich wusste er, wie sich Gras anfühlte, aber hier
draußen, außerhalb des Klosters wurden ganz andere Emotionen
geweckt. Einfach angenehmer, so als ob die Pflanzen mit dieser nicht
zu endenden Freiheit hier draußen richtig zufrieden wären.
Von
nahem sieht alles noch bedeutend schöner aus...der Blick von der
Mauer wurden dem hier nicht gerecht. Alles ist so lebendig...die
Natur scheint förmlich zu pulsieren.
Eine dicke Hummel in der Größe seines kleinen Fingers
summte schwerfällig an ihm vorbei, auf der Suche nach Blumen und
deren Pollen. Das gestreifte Insekt bog in eine lange sinkende Kurve
ein und verschwand aus Karas' Blickfeld irgendwo auf der Wiese.
Der Entsandte ging weiter und konnte sich an den äußeren
Einflüssen kaum sattsehen. All die Details der Umwelt faszinierten
ihn und sein Kopf schnellte von links nach rechts, immer auf der
Suche nach einer neuen Entdeckung.
Wir
sind so mit unseren Lehren beschäftigt, dass wir diese ganze Pracht
hier überhaupt nicht wahrnehmen. Dieser Ort gleicht einem Paradies.
Die Sonne schien seine positive Wahrnehmung zusätzlich
unterstützen zu wollen und beförderte ordentlich Wärme mit ihren
Strahlen auf den Boden. Der junge Mönch hatte erst die Hälfte
seines Weges über das Gras geschafft, als sich bereits der erste
Schweiß auf seiner Stirn bildete.
Er entfernte die Kapuze von seinem Haupt und ließ die
Sonnenstrahlen stattdessen lieber direkt auf sich scheinen. Kurz
darauf erreichte er das Ende der Wiese, die die Klostermauern vom
Wald trennte. Schatten umspielten ihn, als er die ersten Bäume
erreichte. Karas nahm sich einen kurzen Moment Zeit um sich ein
letztes Mal umzudrehen und seine Heimat zu betrachten. Das Kloster
lag still am Hang des Mittelgebirges und nichts machte den Anschein,
als würde es dort überhaupt Bewohner geben. Niemand vom Orden
schien seinen Weg beobachtet zu haben, denn keiner seiner Brüder
hatte die Mauer bemannt. Der heilige Tempel des Schabanach stand dort
einfach, wie er es schon die letzten hundert Jahre getan hatte und
wie er es aller Voraussicht nach auch tun würde, wenn der Adept von
seiner Mission zurückkehrte.
Wir
werden uns bald wiedersehen.
Mühevoll riss er den Blick von den überwucherten
Steinen der Klostermauer los und konzentrierte sich wieder auf seinen
Pfad der vor ihm lag. In ihm brodelte tiefe Traurigkeit während er
sich immer weiter von seiner gewohnten Umgebung entfernte, aber auch
großer Wissensdurst und pure Faszination regten sich. Die
unterdrückte Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer gewann
schleichend die Überhand, wie eine Plage, die sich in ihm
ausbreitete.
Muss
ich mich nun schlecht fühlen, weil ich mich so sehr darauf freue,
die Welt zu entdecken? Wenn ich nicht auserwählt worden wäre, hätte
ich, wie meine Brüder, nicht dieses besondere Privileg erhalten. Wie
wird es sein, wenn ich wieder im Kloster angelangt bin?
Wie um sich zu überzeugen, dass der derzeitige Moment
auch tatsächlich der Realität entsprungen war, untersuchten seine
Hände die raue Rinde des nächstbesten Eichenbaums. Nein, träumen
tat er nicht. Er erlebte die Momente gerade tatsächlich.
Genug
den Moment gelebt. Es wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.
Mit diesen Gedanken zog er den Kopf ein und stiefelte
mit nach vorne gerichteter Aufmerksamkeit direkt in den Wald hinein.
Das Unbekannte wartete bereits.
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