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Kapitel 2,Roman
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Kapitel 2, Part 1
Fackeln
marschierten durch die Dunkelheit und erhellten den Weg vom Hof hoch
zu den heiligen Gewölben innerhalb des Gebirges. Seine Brüder, alle
mit der typischen Kapuze über dem Kopf, hatten die Feuer entzündet
und trabten nun in einer engen Formation im Gleichschritt vorwärts.
Die
Bewegungen waren langsam, alles wirkte wie in surrealer Zeitlupe. Vor
ihnen breitete sich eine steinerne, schnörkellose Treppe aus, die
vom Hof in den großen Eingang der Gebetskammer führte.
Der
heiligste Ort des gesamten Klosters befand sich tief versteckt in den
Gebirgsausläufern, nur zugänglich für die Mitglieder des Ordens.
Jeder anderen Person wäre der Zugang zu den heiligen Hallen des
Schabanach verwehrt geblieben.
Karas
stand, wie bei ihm üblich, auf seinem Lieblingsplatz oben auf der
Mauer und starrte nach unten auf die Gruppe seiner jahrelangen
Wegbegleiter. Die Prozession summte vor sich hin und füllte den Hof
mit einer verträumt musikalischen Melodie. Gepaart mit den
brennenden Fackeln im Dunkel der Nacht zeichnete sich dort ein
geisterhaftes Treiben ab.
Der
junge Adept wusste nicht, wie er seine Gefühle beschreiben sollte.
Einen Tag zuvor hatte er seine kommende Aufgabe noch als echte Ehre
betrachtet, doch nach den eindringlichen Worten seines Lehrers war er
mehr als nur verunsichert. Die finale Weihe vor der Reise stand
bevor, doch Gedanken und Zweifel nagten unverhohlen am jungen
Adepten.
Ich brauche einen
ausgeglichenen Verstand...atme tief durch, finde deine innere
Balance.
Er
zwang sich zu einer ruhigeren Atmung und faltete die Hände zusammen.
Finde deine innere
Mitte und beruhige dich.
Sein Herz pochte
und sein Puls schien zu rasen. Die Atmung half nicht. Druck baute
sich auf seinen Schläfen auf und schien ihn zu erdrücke, sein Hals
schnürte sich zu, die Atmung stockte und um ihn herum wurde es...
Zwei Hände legten
sich vorsichtig auf Karas' Schultern und ließen ihn aus seiner
inneren Schockstarre aufwachen.
„Ich hoffe, die
Gedanken war nicht negativer Natur, mein Sohn.“
Die Stimme war
beinahe ein Flüstern, darauf bedacht, ihn nicht zu sehr aufschrecken
zu lassen.
Karas bemerkte
Schweiß auf seiner Stirn und wischte ihn schnell weg, bevor sein
Mentor diesen entdecken konnte und sich möglicherweise erste Zweifel
an der Wahl des neuen Abgesandten ergeben konnten – wenn sie nicht
schon bereits vorhanden waren.
„Nein...“, war
Karas um eine aussagekräftige Antwort verlegen. Er rang sichtlich
mit den Worten, was dem anderen Mönch nicht entging.
„Es gibt keinen
Grund sich zu fürchten, wenn du dort draußen unseren Lehren
folgst.“
Ich soll euren Lehren außerhalb
dieser Mauern folgen? Ihr habt doch selbst noch nie diesen Ort
verlassen. Woher wollt ihr wissen, was mich dort draußen erwartet?
„Ihr sprecht wie
immer weise Worte, Pater. Die Götter werden über mich wachen.“
Karas war selbst
erschrocken über die extreme Diskrepanz seiner Gedanken und der
tatsächlich ausgesprochenen Worte. Ihm wurde gelehrt, sich seinen
Brüdern zu öffnen, stets den Lehren zu vertrauen und immer der
Wahrheit zu folgen. Was er hier tat war falsch.
Lügen führen zu
Unausgeglichenheit. Unausgeglichenheit macht uns verwundbar für die
schädlichen Einflüsse von außen. Denke immer daran, folge dem
heiligen Weg!
„Es gibt noch ein
paar Dinge zu besprechen, bevor wir uns zum geweihten Raum begeben“,
sagte der Alte mit einem hauchzarten Lächeln auf den Lippen,
„nachdem die Zeremonie vorüber ist, wird es zu spät sein, dir die
Details deiner Aufgabe näher zu bringen.“
Der Junge senkte
respektvoll den Kopf und versuchte, sich die Aufregung und die
Zweifel nicht noch mehr anmerken zu lassen. Seine Kapuze rutschte ihm
dabei ein Stück nach unten ins Gesicht und verdeckte weitere
Regungen vor den wabernden Flammen der Fackeln aus dem Hof. Ein
willkommenes Missgeschick, genau zur rechten Zeit.
Ich wurde nicht auserwählt, um meine
Brüder zu enttäuschen.
Der Marsch unter
ihnen setzte sich summend weiter fort, Stufe für Stufe, immer weiter
der Treppe zum Eingang der Gebetskammer folgend.
Die Chancen stehen gut, dass es morgen direkt weitergeht!
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