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Kapitel 1,Roman
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Kapitel 1, Part 4
Der junge Adept
hatte keine Antwort auf den Lippen, also senkte er den Kopf. Er
wusste, welch ungemeine Ehre ihm kurz bevorstand, welch Wunder er
sehen durfte.
Den
Ordensmitgliedern des Schabanach war es verboten, den geweihten Boden
des Klosters zu verlassen. Dies hier war für immer ihr zu Hause,
eine andere Welt gab es für die Mönche nicht. Einen Weg zurück in
ein anderes Leben gestatten die Götter nicht. Wer einmal seine
heiligen Gelübde abgegeben hatte, war auf ewig ein Diener der
höheren Kräfte - mit jeder Faser des Körpers, mit jedem Gedanken
des Geistes.
„Ich weiß, dass
deine bevorstehende Aufgabe für dich etwas ganz besonderes ist, mein
Sohn“, sprach ihm sein Lehrer zu, „aber glaube mir, als Ehre würde
ich dies nicht bezeichnen. Eher ein Opfer, welches jedes Mitglied von
uns gerne bereit wäre, zu geben. Auch wenn das Opfer das eigene
Leben bedeuten würde.“
Karas verzog
gegen seinen Willen das Gesicht. Für ihn war es eine Ehre und
sicherlich kein Opfer. Es war ein Privileg durch das Tor
schreiten zu dürfen und die Bäume außerhalb der Mauern nicht nur
zu sehen, sondern auch tatsächlich berühren zu dürfen.
Es war einer dieser
Gedanken, die Karas ordentlich zusetzten. Wenn es für seinen Meister
und viele seiner Brüder solch eine Bürde war, wieso fühlte es sich
für ihn so besonders an? Warum war er so anders wie seine
Mitstreiter? War er vom Weg abgekommen und heimlich in die Zone der
Zweifler gerutscht? Was war nur mit ihm los...warum war er so anders?
Er verbeugte sich
vor seinem Lehrer und erwiderte: „Wie immer danke ich euch für
eure Weisheit, Pater. Ein Teil von mir fürchtet sich vor der
kommenden Aufgabe und ich weiß nicht, ob ich dafür schon bereit
bin. Ich fürchte, euch zu enttäuschen.“
Der
Gesichtsausdruck seines Gegenüber entspannte sich ein wenig und nahm
freundlichere Gesichtszüge an. Ein kleines, aufmunterndes Lächeln
macht sich auf dem Gesicht des wesentlich älteren Priesters breit.
„Natürlich wirst du uns nicht enttäuschen, du bist stark im
Herzen und hell im Geiste, mein Freund.“
Karas warf einen
Blick über seine Schulter und hatte sein Zuhause der letzten zwei
Jahrzehnte im Blick. Das Kloster des Schabanach, ein Heiligtum mitten
in das Stein der Ausläufer des großen Gebirges gehauen, welches
sich weiter über ihnen erstreckte. Ein Gebäude älter, wie das
Leben aller Bewohner auf dieser Erde. Ein Ort des Friedens, der
Hoffnung sowie des spirituellen Wegs. Der Hauptteil hatte eine
kreisrunde Form und war exakt in der gleichen Form in den Fels
geschlagen, so dass sich in der Mitte eine Art Hof befand. Eine Mauer
grenzte den Hof von der Außenwelt ab und erstreckte sich von der
einen Seite des Klosterhalbkreises, bis zur anderen. Die Mönche
konnten sich selbst ernähren, mit kleinen gebrechlich wirkenden
Gewächshäusern im Hof und einer Wasserquelle im Inneren des
Hauptgebäudes. Gemüse, Kartoffeln und frisches Wasser - sie hatten
hier für ihr spärliches Leben all jenes, was sie für das Überleben
in der garstigen Wildnis brauchten.
„Bist du bereit
für die Zeremonie heute Abend?“
Karas antwortete
mit einem zögerlichen Nicken: „Ich denke schon, Pater.“
Der Ältere blickte
seufzend wieder in die weite Welt hinaus.
„Die Aufgabe
eines Entsandten ist nicht immer einfach, aber sie ist essentiell,
Bruder. Für das Fortbestehen unseres Ordens und für den Fortbestand
unserer Götter.“
Der Lehrling
schnaufte schluckend und trat einen Schritt nach vorne, direkt neben
seinen Gesprächspartner.
„Ich werde meine
Aufgabe erfüllen. Seid euch dessen Gewiss, Pater.“
Die breiten
Schultern des Gelehrten sackten ein wenig nach unten und als er Karas
diesmal ins Gesicht sah, wirkten seine Augen müde und die Stimme
brüchig: „Dunkelheit breitet sich über dem Kontinent aus. Ich
spüre jeden Tag, wie sie zunimmt. Es wird nicht mehr lange dauern,
bis diese Dunkelheit auch uns erreicht, mein Sohn.“
Mit seinen Händen
schob er die Kapuze zurück und entblößte graues, lichtes Haar.
Sorgenfalten lagen auf seiner Stirn, ein Kontrast zum vorherigen
Verhalten.
„Der Kontinent versinkt im Chaos. Ich hoffe wir sind für das
gewappnet, was uns allen bevorsteht. Wir müssen wieder auf den Pfad
der Tugend zurückkehren oder wir werden alle im Fegefeuer der Hölle
verbrennen.“
Ende des ersten Kapitels 1!
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