16:27 -
Kapitel 1,Roman
No comments
Kapitel 1, Part 1
Mit
weit aufgerissenen Augen und klopfendem Herzen saß Karas in seinem
Bett. Auf seinem nackten Oberkörper perlte der Schweiß und sein
Brustkorb hob und senkte sich im schnellen Rhythmus. Das intensive
Dröhnen in seinem Hinterkopf wich echtem Schmerz als er aus seinem
Albtraum aufgeschreckt war und sich blitzschnell in die senkrechte
Position begeben hatte. Karas vergrub das Gesicht in den Händen, als
ihn die Pein zu überwältigen drohte. Sein Mund war staubtrocken,
die Muskeln brannten überall und leichter Schwindel setzte ein.
Was
ist mit mir geschehen, oh Allmächtiger?
Er
zwang sich die Beine über das Bett zu schwingen und den Kopf eisern
oben zu halten. Mit seinem ganzen Willen stemmte er sich gegen die
Kopfschmerzen und dem drohenden Zusammenbruch des Kreislaufs. Er
atmete tief durch, mit langen und klaren Atemzügen.
Der
aufgewühlte Körper schien sich langsam zu beruhigen und der zuvor
verschwommene Blick klärte sich wieder.
Ein
Albtraum. Es war nur ein Albtraum. Ruhig, ganz ruhig.
Er
war in seinen eigenen persönlichen Gemächern und damit in
Sicherheit. Seine eigenen spartanischen vier Wänden; eine etwas zu
groß geratenen Abstellkammer ohne jegliche Anzeichen von
persönlichem Eigentum. Schatten tanzten durch den Raum, als die
kleine Laterne in der Raumecke von einem Windzug aus dem Fenster
quietschend ins Wippen gebracht wurde. Das Licht der kleinen Flamme
kämpfte verzweifelt gegen die nächtliche Dunkelheit an und spendete
trotz allem ein wenig flackernde Helligkeit.
Karas
griff sich einen Holzbecher vom Tisch neben seinem Bett und spülte
sich mit einem Schluck Wasser die Trockenheit aus dem Mund. Das Dröhnen
in seinem Hinterkopf verschwand allmählich und ließ ihn leise
seufzen.
Alles
fühlte sich so real an...
Er
fröstelte und entschied sich, die nagenden Gedanken aus seinem Geist
zu verbannen.
Shabanach
wacht über uns. Ein ausgeglichener Verstand führt zu einem
ausgeglichenen Herzen. Es gibt keinen Grund sich zu fürchten.
Mit einem Ächzen erhob sich
Karas und griff sich seine Kleider – eine braune Robe aus dickem
und modrig riechendem Stoff sowie einem Paar abgetragener
Lederstiefel.
Obwohl die Temperaturen in der
jetzigen Jahreszeit warm und angenehm sein sollten, konnten vor allem
in der Nacht frostige Böen über das Gebirge hinwegziehen. Er mochte sein altes Gewand und besonders in diesem Moment dankte er dem Herrn für sein Erbarmen, ihm ein Dach über dem Kopf und warme Kleider geschenkt zu haben. Ein
bisschen klare Luft hatte noch niemandem geschadet und
deshalb entschied sich Karas, seine Gemächer für die Mauer
auszutauschen und dem unschuldigen Heulen des Windes zu lauschen. Mit
seinem Daumen und dem Zeigefinger griff Karas in die Laterne hinein
und erlöste die Flamme von ihrem Gefecht gegen die Tageszeiten.
Mit einem Quietschen schwang die
schwere Tür auf. Karas erstarrte und wartete, ob das Geräusch
möglicherweise jemanden geweckt hatte, aber Stille antwortete ihm.
Alles
ist so ruhig, so friedlich.
Mit einem geschulten Griff zog
er sich die schwere Kapuze über den Kopf und machte sich mit
gezielten Schritten auf den Weg zur Mauer.
Fortsetzung des ersten Kapitels folgt in den nächsten Tagen!
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen